Der südöstliche Münchener Stadtteil Giesing wurde erstmals im Jahre 790 urkundlich in den Traditionen des Hochstifts Freising erwähnt. Er war zu dieser Zeit eine eigene kleine Ortschaft neben der heutigen Landeshauptstadt. München ist im Mittelalter immer weiter gewachsen und lockte viele Arbeiter in die Stadt. Aufgrund der direkten Nähe zu München wurde Giesing im Mittelalter zum Zufluchtsort für Tagelöhner, die kein Bürger- bzw. Wohnrecht in München erhielten.

Bei der Gemeindebildung in Bayern 1818 wurde Giesing eine eigenstehende Gemeinde. Sie bestand aus verschiedenen Ortsteilen wie Obergiesing, Harlaching und Hellabrunn. Giesing gehörte gemeinsam mit Haidhausen und der Au zu den ersten Eingemeindungen in die Stadt München. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs Giesing sehr schnell an. Bei der Volkszählung 1901 wohnten hier bereits über 25.000 Personen.

1936 wurde der Stadtteil Giesing aufgeteilt auf den Stadtbezirk 17 Obergiesing und den Stadtbezirk 18 Untergiesing-Harlaching. Diese Stadtbezirksnummern und -namen blieben bei der Neuordnung 1992 erhalten. 2010 wurde der Stadtbezirk 17 umbenannt in Obergiesing-Fasangarten.

Laut Statistischem Amt der Landeshauptstadt München haben Ober- und Untergiesing heute zusammen etwa 110.000 Einwohner.

Obergiesing als beliebtes Wohnviertel

Städtebaulich findet man in Obergiesing alle möglichen Arten von Gebäuden, die eine Großstadt auszeichnen. Ein- und Zweifamilienhäuser in kleinen Siedlungen wechseln sich ab mit größeren Wohnblöcken, die man vor allem an den Hauptstraßen wie der Tegernseer Landstraße findet.

Aufgrund seiner Geschichte hatte Obergiesing lange Zeit den Ruf eines „Arbeiterviertels“, doch mittlerweile zieht es immer mehr Familien hierher. Die Nähe zum Münchner Zentrum und die im Vergleich zu anderen Innenstadtvierteln günstigen Mieten machen den Stadtteil zu einem sehr beliebten Wohnort in der bayerischen Landeshauptstadt.

Sehenswertes in Obergiesing

Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums im 19. Jahrhundert wurde die mittelalterliche Dorfkirche zu klein, um allen Gläubigen Platz zu bieten. Aus diesem Grund begann 1866 der Bau der Heilig-Kreuz-Kirche. Die Kirche sollte eine großstädtische Monumentalkirche im neugotischen Stil werden. So wurde in 20 Jahren Bauzeit eine dreischiffige Hallenkirche mit einem 95 Meter hohen Turm errichtet. Noch heute besteht sie in dieser Form und ist somit die letzte, vollständig erhaltene, neugotische Kirche in München.

Weitere kirchliche Sehenswürdigkeiten in Obergiesing sind zum Beispiel die Pfarrkirche zu den heiligen Engeln mit ihrer Holzverschalung und hohen Fenstern, sowie der Ostfriedhof mit der dazugehörigen Kirche Maria Königin des Friedens. Diese steht unter Denkmalschutz.

Wer sich für die Spuren der Amerikaner im Viertel interessiert, der sollte sich die McGraw-Kaserne nahe des Mangfallplatzes ansehen. Das Gebäude wurde in der NS-Zeit erbaut und nach Kriegsende von den Amerikanern genutzt. Das Hauptgebäude dient heute als Außenstelle der Münchner Polizei. Ein schöner Ort zum Verweilen ist der Kulmbacher Platz mit dem gotischen „Suehnestein“ aus dem 16. Jahrhundert.

Noch heute – über 20 Jahre nach ihrem Abzug – weisen breite Straßen nach amerikanischem Vorbild,  mit Namen wie Lincoln- oder Cincinattistraße, auf die vergangene Anwesenheit der US-Soldaten hin.

Untergiesing: Zwischen Arbeiterviertel und Auenlandschaft

In ganz Untergiesing kann man noch immer die Spuren der Arbeitervorstadt erkennen. Schlichte und dicht aneinander gereihte Mietshäuser prägen bis heute das Bild des Stadtteils. Beispiele für die ursprünglichen „Arbeiterherbergen“ finden sich zum Beispiel noch in der Pilgersheimer Straße. Sie entstanden hauptsächlich im 19. Jahrhundert beziehungsweise zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Untergiesing ist ein Stadtteil im Wandel. Durch die Nähe zum Zentrum und die gute Verkehrsanbindung ist das frühere „Glasscherbenviertel“ mittlerweile zu einem beliebten Wohnquartier geworden. Aufwändige Sanierungen und Neubauten locken anspruchsvollere Mieter und Kleinunternehmer in das Viertel.

Untergiesing gilt zudem als Heimat des Traditionsvereins TSV 1860 München. Dies liegt vor allem daran, dass in diesem Viertel sowohl das Trainingsgelände des TSV als auch das Städt. Stadion an der Grünwalder Straße liegen. Im sogenannten „Grünwalder Stadion“ tragen die Münchner Löwen ihre Heimspiele aus. Im Jahr 1966 gelang dem Verein in dieser Spielstätte seine erste und bisher einzige Deutsche Meisterschaft.

Freizeit in Untergiesing

Im Gegensatz zu Obergiesing gibt es in Untergiesing zahlreiche Erholungsmöglichkeiten. Zunächst ist in diesem Zusammenhang die Nähe zur Isar zu nennen. Diese bietet einen großzügigen Grüngürtel, die Isarauen und breite Kiesstrände, an denen man grillen, feiern oder einfach nur entspannen kann.

Am Auermühlbach gibt es immer wieder malerische Orte zu sehen. Wenn das Gewässer direkt an kleinen, alten Häusern vorbeiläuft, erinnert es sogar ein wenig an Venedig. Die Schrebergärten an der Teutoburger Straße laden zu idyllischen Spaziergängen ein. Außerdem ist das Viertel gespickt mit vielen kultigen Kneipen, sogenannten Boazn, kreativen Restaurants und kleinen Cafés. Diese verleihen dem Viertel seinen ganz eigenen Charme.